"Eintracht 1851 Bingenheim" e.V.

Historie

Historie Der musikalische Werdegang des gemischten Chores „Eintracht“ Bingenheim

In der Festschrift des Jahres 1976 anlässlich des Vereinsjubiläums „125 Jahre Chorgesang in Bingenheim“ konnte man unter der gleichen Überschrift von den musikalischen Erfolgen, die der Chor seit 1968 erringen konnte, lesen:

Vom Bundesleistungssingen 1972 in Fulda, vom Bundeschorkonzert 1973 in der Jahrhunderthalle in Höchst und von einem 2. Preis, ersungen bei einem Pokalwettsingen in Ober-Schmitten wurde da berichtet; und folgender Satz schloß damals den Artikel ab: „Es bleibt zu wünschen, daß der Trend wie bisher bestehen bleibt. Dann können wir mit Zuversicht die nächsten 25 Jahre angehen.“

Das 150-jährige Jubiläum, das der Gesangverein „Eintracht“ Bingenheim im Jahre 2001 feiern konnte, ließ uns zurückschauen und die Entwicklung, die der gemischte Chor seitdem genommen hat, aufzeigen:

War die Zuversicht 1976 berechtigt?

Anfänglich schien es nicht so, denn nach dem Fest mehrten sich damals die Stimmen im Chor, die nach leichteren, „gefälligeren“ Liedern verlangten, die intensives Proben beklagten und die auf Genauigkeit und Klangreinheit weniger Wert legten. Diese Haltung ließ die Leistungsfähigkeit des Chores rasch sinken. Erfolge blieben aus und schon bald merkten die Sängerinnen und Sänger, daß dies der falsche Weg war; so konnte und sollte es nicht weitergehen. In dieser kritischen Situation zeigte es sich, daß der Verein den Namen „Eintracht“ zu Recht führte: mach sprach sich aus und einigte sich darauf, durch konzentriertes Üben ein höheres Leistungsniveau anzustreben. Atemübungen, Lockerungsübungen und intensive Stimmbildung sowie die Beschäftigung mit wertvoller Chorliteratur zeigten bald erste Ergebnisse: 1979 konnte der Chor bei Wettbewerben in Ockstadt und Geiß-Nidda vordere Plätze belegen. Höhepunkt des Jahres war der 1. Preis in der gemischten Chorklasse beim Pokalwettstreit in Ulfa. Das Jahr 1980 stand im Zeichen der Vorbereitung für das Bundesleistungssingen in Schwalbach.

Die intensive Arbeit lohnte sich, denn die Sängerinnen und Sänger qualifizierten sich für das Bundeschorkonzert in Eltville. In einer später gesendeten Rundfunkaufnahme des Konzertes war der Bingenheimer Chor mit einem Madrigal von Orlando di Lasso zu hören.
Noch ein anderer Komponist hatte es den Chormitgliedern angetan: Heinrich Schütz (1585 – 1672). Seine Komposition „Vater unser“ aus der geistlichen Chormusik beeindruckte nicht nur die Sängerinnen und Sänger unseres Chores, auch die Wertungsrichter belohnten die Aufführung dieses Werkes mit hohen Noten. So konnte der Chor vom Pokalsingen in Berstadt mit 1. Preisen heimfahren.

1984 ein weiterer Höhepunkt in der Vereinsgeschichte: Das Bundesleistungssingen in Grünberg sah den Bingenheimer Chor mit der ausgezeichneten Durchschnittsnote 1,85 wiederum in der Leistungsklasse A.

Daß man sich mit dieser Leistung für das Bundeschorkonzert in der Jahrhunderthalle in Höchst qualifiziert hatte, versteht sich. Nun hatte sich gleichzeitig der Bruderverein aus Ober-Widdersheim qualifiziert, und so kam man überein, einen achtstimmigen Psalm von Heinrich Schütz gemeinsam einzustudieren und in Höchst vorzutragen. Es klappte vorzüglich. Zwei vierstimmige Chöre unter der gleichzeitigen Leitung von zwei Chorleitern sangen dieses gewaltige Chorwerk in einer Darbietung, die große Beachtung fand.

Im Laufe des Jahres 1985 erweiterte der Chor sein Schütz-Repertoir, dazu kam erstmals ein Chor von Anton Bruckner: „Locus iste“. 1986 trug man diese Werke beim Pokalwettsingen in Nieder-Weisel mit so großem Erfolg vor, daß der Chor alles gewann, was es zu gewinnen gab: 1. Klassenpreis, 1. Volksliederpreis, 1. Dirigentenpreis und den Tageshöchstpreis, den Meisterpreis.

1987 beteiligte sich der gemischte Chor am Pokalsingen in Kirch-Göns. Man war sich seiner Sache nach den vorhergegangenen Erfolgen sehr, ja vielleicht zu sicher, und so gab es keinen 1. Preis sondern nur einen 2. Preis.

Manches Chormitglied muß darüber etwas enttäuscht gewesen sein, denn im folgenden Jahr war der deutliche Wille zu merken: 1988 muß es besser werden. Und es wurde besser: Mit dem italienischen Madrigal „O primavera“ von Heinrich Schütz, mit „Locus iste“ von Anton Bruckner und einer modernen, swingenden Volksliederabteilung von Heinz Lemmermann ließ der Chor beim Pokalsingen in Ockstadt und in Nieder-Weisel die Konkurrenten hinter sich. Nur erste Preise waren der Lohn für intensive Probearbeit.

Auch 1989 und 1990 hielten die Erfolge an. Die Sängerinnen und Sänger holten sich beim Wertungssingen in Nidda den 1. Preis und auch beim Bundesleistungssingen in Bad Orb, zum dritten Mal in der höchsten Leistungsklasse, der Klasse A, gelang wiederum die Qualifikation für das Bundeschorkonzert im Limburger Dom. Dort stellte sich der Chor mit einem Programm geistlicher Chormusik von Heinrich Schütz vor, das in der Pressekritik auf große Anerkennung stieß und sehr gewürdigt wurde.

In Jahr 2001 schrieb der Hessische Sängerbund erstmals ein Qualifikationssingen als Vorstufe für das Bundesleistungssingen aus. Die Chöre konnten sich nicht mehr wie in der Vergangenheit selbst in eine Leistungsstufe einwählen, sondern eine Jury bewertete das vorgetragene Pflichtstück und die beiden Wahlchöre und stufte dann den Chor in die Leistungsklasse C, B oder A ein. Der Bingenheimer Chor stellte sich mit dem Pflichtchor „Jetzt sind die gelben Blätter gezählt“ und den Wahlstücken „Herr, nun lässest du deinen Diener in Frieden fahren“ von Felix Mendelssohn Bartholdy und der Motette „Was betrübst du dich, meine Seele“ von Johann Hermann Schein dem Urteil der Jury.

Mit einem spontanen Jubelschrei dann, quittierten die Bingenheimer das Ergebnis des Qualifikationssingens, das von dem Vorsitzenden des Bundesmusikausschusses verkündet wurde: „Gemischter Chor „Eintracht“ Bingenheim – Leistungsklasse A.!“

Im nächsten Jahr werden wir uns also mit den besten Chören des Hessischen Sängerbundes beim Bundesleistungssingen messen können. Ein schöneres Geburtstagsgeschenk zum 150. Geburtstag des Vereines hätten sich die Sängerinnen und Sänger nicht machen können.